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Nachruf auf Detlef Glücklich (10.02.1943 – 2.06.2013)
Ökologische Architektur war sein Leben
Die Hochschule Wismar verliert einen ökologischen Visionär. Der Architekt und Bauingenieur Prof. Dr.- Ing. Detlef Glücklich ist im Alter von 70 Jahren gestorben.
Sein Lebenswerk hat er dem ökologischen Bauen verschrieben: „Die nachhaltige Gestaltung der gebauten Umwelt ist in ihrer Gesamtheit eine der schönsten aber auch eine der schwierigsten Bauaufgaben, die über die unbestrittene Notwendigkeit des Umweltschutzes hinaus das Leben verbessert und bereichert.“ Mit dieser, einer seiner vielen treffenden Aussagen, bezeichnete er eine der bedeutendsten Herausforderungen für zukunftsfähiges Bauen.
Ausgangspunkt für sein Schaffen, das er stets auch privat in seiner Familie mit eigenem Werken und handwerklicher Tätigkeit verbunden hat, war ein intensives Bauingenieurstudium in Stuttgart und Darmstadt mit einer daran anschließenden Promotion auf dem Gebiet des konstruktiven Ingenieurbaus.
Nach dem Studium war Detlef Glücklich zunächst für eine große Baufirma auf dem Gebiet der Planung, Konstruktion und Berechnung von Hoch- und Ingenieurbauten tätig.
Bereits seit 1979 widmete er sich im Rahmen der Professur für Bautechnik an der Universität Hamburg und an der Technischen Universität Hamburg-Harburg grundlegenden Arbeiten zur Forschung und Entwicklung von gesamtökologischen Konzepten und erprobte diese in den von ihm sogenannten „Umweltgebäuden“, die er in seinem eigenen Ingenieur- und Architekturbüro plante. Seine Planungen von 1987 umfassten bereits die wichtigen Teilgebiete der Energieeinsparung mit unterschiedlichen Baumaterialien, Solarfassaden mit transparenter Wärmedämmung, Niedertemperatur Heizungssysteme, dezentrale Abwasserbehandlung und Wasserrecycling, Baustoffe und Schadstoffe. Für den Nachweis der Umweltverträglichkeit entwickelte er den Umweltpass für Gebäude ganz im Sinne der heute gängigen Anforderungen an ein zertifiziertes, nachhaltig geplantes Gebäude.
1997 erhielt Professor Glücklich den Ruf der Stiftungsprofessur der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für Grundlagen des Ökologischen Bauens an die Bauhaus Universität Weimar. In Forschung und Lehre erarbeitete Glücklich seine Grundlagentheorie über ökologische Gesamtkonzepte und veröffentlichte diese in dem Buch „Ökologisches Bauen – Von Grundlagen zu Gesamtkonzepten“ (DVA, 2005), das heute zu den bedeutendsten Standardwerken über umweltgerechtes Bauen gehört.
Nach Detlef Glücklich hat ökologisches Planen und Bauen folgende Bedeutung:komplizierte Zusammenhänge denken, um einfache und intelligente Lösungen ringen
praktische Baukunst verantwortlich umsetzen, Ideologien und graue (Schein-)Theorien überwinden – und das alles im Dienste der Menschen, der Natur und der Baukultur.
Mit der DBU-Professur wurde Professor Glücklich auch zunehmend im Ausland tätig. 2003 erhielt er eine Gastprofessur in Japan an der Universität Kitakyushu. Bis zuletzt waren es insbesondere die internationalen Projekte in den Entwicklungs- und Schwellenländern mit ihren großen Herausforderungen an ökologisches Bauen, die ihn beschäftigten. Seine Konzepte fanden sich zum Beispiel in dem Projekt der Neuplanung der Valley View University Accra (Ghana) oder finden sich bis heute in vorbildhaften ökologischen Planungen bei der Konzeption von Großprojekten in China wieder. Auch wenn ihm versagt bleibt, die Umsetzung seiner Konzepte zu erleben, werden die von ihm gezeichneten einfachen, praktikablen und intelligenten Lösungen in den realisierten Gebäuden erhalten bleiben und ihren Dienst für eine nachhaltige Umweltgestaltung im Sinne der Menschen erlebbar machen.
Am 2. Juni ist Detlef Glücklich im Alter von 70 Jahren gestorben. Die ihn kannten, erinnern sich an einen bescheidenen, sehr verlässlichen und stets aufgeschlossenen Menschen, einen wirklichen Freund, der all seine Kraft für eine ökologische und nachhaltige Zukunft im Bauen einsetzte.
Sein Gedankengut wird in der Lehre des von ihm initiierten berufsbegleitenden Fernstudiengangs „Master Architektur und Umwelt“ der WINGS, dem Fernstudienzentrum der Hochschule Wismar, weiterleben.
Prof. Martin Wollensak